Liebe Leser,
seit einigen Jahren läuft neben all unseren Krisen in der Wirtschaft oder im Gesundheitsbereich eine Debatte, welche innerhalb der Gesellschaft für große Unruhe und teils auch Anfeindungen sorgt – das Gendern. Immer mehr Menschen in Politik, Schule oder im Fernsehen sagen beispielsweise nicht mehr nur „Einwohner“ oder „Einwohnerinnen und Einwohner“, sondern entweder „Einwohnende“ oder sogar „Einwohner*innen“ oder ähnliches. Dabei wird zwischen dem Wortteil vor dem Sternchen oder einem anderen Sonderzeichen und dem Teil hinter diesem Zeichen eine Pause gemacht. Wozu aber das Ganze?
Grund für diese neue Sprechweise ist die Ansicht vor allem linker Kreise, dass durch das generische Maskulinum nicht alle Menschen angesprochen würden. Generisches was? Das ist auch einer der neuen Begriffe unserer Debattenkultur. Das generische Maskulinum beschreibt die Verwendung der männlichen Form eines Wortes, wie zum Beispiel „die Einwohner“ oder „die Lehrer“, meint dabei jedoch nicht ausschließlich männliche Personen. Die Form wird also geschlechtsunabhängig für eine Gruppe verwendet. Da nun aber einige meinten, dass dadurch nur männliche Personen angesprochen werden, wollten sie die weiblichen Personen unserer Gesellschaft auch berücksichtigen. Dabei war ihnen aber die lange gebräuchliche Form der Nennung sowohl des weiblichen als auch des männlichen Geschlechts, wie zum Beispiel „die Lehrinnen und Lehrer“, nicht weitreichend genug. Denn neben diesen beiden Geschlechtern gibt es ihrer Ansicht nach noch viele weitere, die sich somit immer noch nicht angesprochen fühlen. Sie würden durch die gängige Sprache ausgegrenzt. Also überlegte man sich, wie man es schafft, alle Menschen ganz deutlich anzusprechen. Herauskam der oben aufgezeigt Weg: Man nimmt die weibliche Form eines Wortes und trennt die weibliche Endung durch Sonderzeichen ab. Bevorzugt wird das Sternchen-Gendern genommen, da ein Stern, so eine offizielle Erklärung, in unendliche Richtungen strahlt und somit auch jedes Individuum der Gesellschaft von den Strahlen getroffen und damit auch vom Wort angesprochen wird.
Doch nun Schluss mit den ganzen theoretischen Erklärungen, die von zwielichtigen und ideologischen Behauptungen beeinflusst werden. Schauen wir lieber in die heutige Praxis und die Meinungen der Fachwelt.
In Beiträgen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gibt es immer mehr Moderatoren, die gegenderte Formen benutzen. Dies versuchen sie an allen Stellen, an denen eine Geschlechtsbezeichnung auftritt. Dadurch werden Beiträge komplexer und aus meiner Sicht richtet sich die Konzentration eher darauf, den Moderator zu verstehen als dass man die Informationen, die ausgesprochen werden, verinnerlicht. Ich finde, dass der ÖRR kein Recht dazu hat, die deutsche Sprache so für ideologische Zwecke zu missbrauchen. Bei Beiträgen des ÖRRs soll es um die Überlieferung von Sachinformationen gehen und nicht darum Minderheiten abzudecken. Von Minderheiten kann bei den Gender-Befürwortern gesprochen werden, da nach einer jüngsten forsa-Umfrage mehr als 70% das Gendern als störend empfinden. Hier sollte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk seines Auftrages bewusst werden und eine verständliche Sprache benutzen.
Ein zweites Beispiel sind unsere Universitäten oder Schulen. Dort gibt es sehr viele, vor allem jüngere Menschen, die meinen, dass sie sich durch ihre von den anderen unterscheidende Sprache hervortuen müssen und beweisen wollen, wie offen sie doch sind. Dabei stört mich vor allem eines: Diese Leute versuchen, jedem in ihrer Umgebung ihre Meinung aufzuzwingen. Sie halten diese für die absolut richtige Vorgehensweise und verweigern sich jeglicher Diskussion darüber. Genau sie sind diejenigen, die Menschen durch Sprache ausgrenzen und nicht jene, die Sprache so einfach wie möglich gestalten.
Kommen wir nun aber einmal zur wissenschaftlichen Sicht auf die Dinge. Die Sprachwissenschaft ist gespalten in der Frage des Genderns, jedoch gibt es mehrheitlich den Grundtenor, dass das Gendern entgegen aller grammatikalischen Grundsätze steht. Sie kritisieren ebenfalls, dass das Gendern als „ideologische Sprachpraxis“ verwendet wird und die Frage nach der Art unserer Sprache nicht nach Verständigungsschwierigkeit und Nutzbarkeit, sondern anhand der Ideologie beantwortet wird. Außerdem sind sich die meisten einig darüber, dass das generische Maskulinum nicht von sich aus Menschen ausschließt, sondern lediglich der Einfachheit der Sprache nach verwendet wird.
Der Braunschweiger Professor Martin Neef erklärt zum Beispiel, dass es schon einmal rundweg falsch ist, anzunehmen, dass grammatikalische Geschlecht beschreibt zwingend auch das biologische Geschlecht, wie zum Beispiel bei den Wörtern „der Löffel“ oder „die Gabel“ zu sehen ist. Hier also eine Verbindung herzustellen, ist zwar möglich, basiert aber auf keiner sprachwissenschaftlichen Erkenntnis. Außerdem meint der Professor, dass durch die weibliche Endung aller gegenderten Wörter vielmehr der Eindruck erweckt wird, man meine nur noch weibliche Personen. Unser Geschlechtsgedanke ist schließlich vor allem durch die zuletzt gehörte Endung geprägt. Somit wäre dem eigentlichen Sinn des Genderns nicht nachgekommen, da es genau in die andere Richtung agieren würde.
Durch das Gendern wird die Sprache unnötig komplizierter, gerade wenn es um die Art und Weise des Sprechens geht, findet einer der renommiertesten Sprachwissenschaftler in Deutschland, Professor Doktor Kaehlbrandt. Hier würden dann aus meiner Sicht Menschen mit sprachlichen Problemen oder auch Ausländer benachteiligt. Das kann doch nicht der Sinn der ganzen Sache sein!
Die Freiburger Professorin Helga Kotthoff hält es für ein Unding, dass Menschen wegen des Genderns den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschalten. Dieser müsse schließlich für alle offen und verständlich sein. Zudem hält es die Professorin für bedenklich, dass manche Menschen alles gendern. Viele Menschen haben nun einmal ein klares biologisches Geschlecht, zu dem sie auch stehen würden. Ich erinnere mich dabei an Beiträge aus dem ÖRR, in denen von „Ministerpräsident*innen“ die Sprache war und ich habe mich gefragt, welche dieser 16 Persönlichkeiten keine klare Geschlechtsdefinition besitzt. Vor allem meint die Sprachwissenschaftlerin aber, dass Menschen, wenn von einer Gruppe von Leuten gesprochen wird, nie nur an Männer denken, sondern stets eine heterogene Masse vor Augen haben.
Mittlerweile wurde auch bekannt, dass an einigen Schulen Schüler Punkte abgezogen bekommen, wenn sie in ihren Texten keine gendergerechte Sprache benutzt hatten. Dies war zum Beispiel ein Grund dafür, dass Sachsen-Anhalt das Gendern an Schulen verboten hat. In Thüringen wird solch ein Verbot bereits geplant und in Hessen läuft zurzeit ein Volksbegehren dagegen. Auch wir, als CDU-Landtagsfraktion in Mecklenburg-Vorpommern, haben einen solchen Antrag in den vergangenen Landtag einbringen wollen, doch die Beratung dazu wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Schulen sollten sich unserer Meinung nach an die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung halten und danach auch bewerten. Punktabzüge für nicht gegenderte Texte darf es nicht geben!
Ständig werden neue Dinge erfunden, künstlich aufgebauscht und anderen aufgezwungen. Das ist wohl der Nerv der heutigen Zeit. Einige Teile der Gesellschaft wollen sich durch neue Gewohnheiten, wie zum Beispiel der gegenderten Sprache oder des Vegetarismus‘, von der Gesamtgesellschaft herausheben. Doch dabei bleibt es nicht. Sie belehren alle anderen, die einfach ihr ganz normales Leben führen wollen, über alle Dinge in ihrem Leben. Was sie tun und zu lassen haben. Dadurch herrscht solch eine Unruhe in unserer Bevölkerung und die ist nun eigentlich das Letzte, was wir heutzutage gebrauchen können. In unserem Land gibt es viele große Baustellen, die nur mit der Kraft aller bewältigt werden können. Diskutieren wir doch lieber über die wirklichen Ungerechtigkeiten in unserem Land, anstatt uns nur auf die Änderung unserer Sprache zu fokussieren. Ich habe genug davon, mich mit irgendwelchen an den Haaren herbeigezogenen Themen zu beschäftigen, die die Probleme im Land aber nie effektiv zu lösen versuchen. Das ist nicht die Art von Politik, die unser Land jetzt braucht.
Alle in unserem Land sollten sich diesen Satz zu Herzen nehmen: Nicht nur schnacken, sondern anpacken! Ich tue dies auf jeden Fall.
Ihr Wolfgang Waldmüller