Hintergründe, Gedanken, Positionen: „Verbrenner-Aus ab 2035 … eine Fehlentscheidung!“

Am Dienstag, den 14.02.2023, gab das EU-Parlament trotz Valentinstag keinen Liebesbeweis für das Automobil mit Verbrennermotor ab. Stattdessen billigte es in einer Sitzung die von der EU-Kommission eingebrachten neuen CO2-Vorgaben und besiegelten damit das Aus des Verbrennermotors ab 2035. Das bedeutet konkret, dass ab dem 01.01.2035 nur noch Autos ohne Ausstoß von Treibhausgasen in der EU zugelassen werden dürfen. Begründet wird diese Entscheidung mit dem Klimaschutz. Klimaschutz ja, aber nicht durch Verbote, sondern durch Innovation.

Es fehlt an Voraussetzungen für ein solches Verbot

Eines der größten Probleme in dieser Entscheidung sehe ich darin, dass es Stand jetzt keine so leistungsfähigen Technologien wie den Verbrennermotor gibt. Die Forschung in der Elektrotechnologie schleicht dahin und durch undurchdachte Entscheidungen wird zumindest in Deutschland die Forschung an der Wasserstofftechnologie ausgebremst. Aber gerade in diesen Bereichen wäre es wünschenswert, dass sich Wissenschaftler auf die Suche nach effektiveren Antriebstechnologien begeben. Deutschland, mit seinen Ingenieuren, ist immer durch Fortschritt und Innovationen groß geworden, nicht durch Verbote und Technologieverschlossenheit. Die zurzeit erreichbare Reichweite eines solchen Autos, egal welcher Rohstoff, ist viel zu gering. Gerade für ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern lohnt sich ein derartiges Automobil also überhaupt nicht. Zusätzlich zu der deutlich zu geringen Reichweite kommt noch dazu, dass es schlichtweg an einer soliden und ausreichenden Abdeckung mit Auflademöglichkeiten für diese Antriebsarten fehlt und dass dieser Mangel auch bis 2035 flächendeckend noch nicht abgestellt sein wird. In ländlichen Regionen wird man also noch in Jahren auf das Auto mit Verbrennermotor angewiesen sein. Dieser Blick fehlte aber wohl den Politikern des Liberal-Links-Bündnisses im EU-Parlament, als sie diese Entscheidung am Dienstag getroffen hatten.

Nun gilt es also, so viel Investitionen wie möglich in die Forschung zu geben, um in ein paar Jahren leistungsfähige Alternativen zum Verbrennermotor hervorbringen zu können. Außerdem müssen nun Deals mit Unternehmen abgeschlossen werden, durch welche die Ladeinfrastruktur in der gesamten Europäischen Union verbessert werden. Doch an diesem Punkt kommt wieder die große Frage: Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?

Die Bevölkerung ist bisher nicht begeistert von Nichtverbrennern

Als erstes wird der Kunde mit diesen Kosten belastet. Schon heute sind E-Autos sehr teuer, da vor allem die Produktion sehr kostenaufwändig ist. Nur durch Subventionen wird ein solches Auto attraktiv für den Verbraucher. Dies sieht man vor allem daran, dass ohne staatliche Zuschüsse, wie man sie bis Ende 2021 bei Kauf eines neuen E-Autos erhalten hatte, die Zahl der neuzugelassenen E-Autos 2022 deutlich abgenommen hat. Auch generell ist die Bevölkerung nicht besonders überzeugt vom Automobil mit Elektroantrieb. Laut einer Umfrage des „Allensbach“-Instituts kommt für 74% der Befragten ein Kauf eines solchen Autos nicht in Frage. Nur drei Prozent der Befragten besitzen bereits eines. Gespalten ist die Bevölkerung in der Frage, ob die Autos der Zukunft mit Elektromotor fahren werden. Doch auch wenn diese Frage ausgeglichen beantwortet wird, so halten diese Entwicklung lediglich 22% als „wünschenswert“.

Aus diesen Ergebnissen lässt sich also eine klare Skepsis und eine Unattraktivität des E-Autos auf den Kunden ablesen. Umso bedauernswerter ist es deshalb, dass man sich im größten Automobilherstellerland in Europa, nämlich Deutschland, gerade nur für die Förderung dieses Wegs entschieden hat und alle anderen Technologien nur noch halbherzig unterstützt. Wir verlieren in Deutschland also womöglich den Anschluss bei der Frage, wer in Zukunft die besten Automobile produziert und wer die Impulse auf dem internationalen Markt setzt. Mit der Entscheidung für das Aus des Verbrennermotors wird dieser Trend wohl noch verstärkt.

Abkehr vom Verbrennermotor schwächt Wirtschaft und schafft neue Abhängigkeiten

Die Abkehr vom Verbrennermotor wird innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums mehr als eine Million Arbeitsplätze kosten. Diese neu zu schaffen, wird eines der Hauptaufgaben während des beschlossenen Strukturwandels für die politisch Handelnden sein.

Ich bin eben bereits auf den Punkt eingegangen. Die Abkehr vom Verbrennermotor wird der europäischen und vor allem der deutschen Wirtschaft massiv schaden, sollten keine Vorkehrungen getroffen werden. Die Autoindustrie, für die unser Land in der ganzen Welt so bekannt ist, hat sich noch längst nicht auf ein solches Aus eingestellt. Gerade erst hat sich unsere Wirtschaft von der Corona-Pandemie halbwegs erholt, da erhält sie aus Brüssel die nächste Klatsche. Wir geben mit dieser Entscheidung unsere äußerst starke Position in der Weltwirtschaft auf. Die neuen Märkte des Automobilbaus werden im Osten liegen. Um diese Position nicht völlig aufgeben zu müssen, sind neue Konzepte in diesem Bereich notwendig. Außerdem müssen wir unsere Forschung diversifizieren. Das bedeutet, dass wir gleichzeitig an den Antriebstechnologien mit Wasserstoff und Elektro forschen müssen. Aber auch Motoren, die mit E-Fuels betrieben werden, müssen, gegensätzlich zum Beschluss des EU-Parlaments, erforscht und weiterhin gefördert werden. Wir schränken unseren Blick ansonsten zu stark ein.

Mit dem Aus für den Verbrennermotor ab 2035 entsteht aber noch etwas ganz anderes und zwar eines, was wir im Zuge des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine eigentlich so weit wie möglich verhindert wollten – stärkere Abhängigkeiten von Autokratien. Auf dem Gebiet der Europäischen Union gibt es nicht annähernd genug Rohstoffe für die Produktion von Batterien. Auch beim aktuellen Bau ist die Produktion auf Importe angewiesen, doch mit der Umstellung auf zum Beispiel den Elektroautomobilbau würden diese Importe drastisch gesteigert werden müssen. China würde dann zu einem noch größeren Rohstofflieferant der europäischen Automobilindustrie werden und China ist wahrlich keine lumpenreine Demokratie.

Außerdem soll ja gerade das Aus für den Verbrennermotor die CO2-Bilanz der EU verbessern und ein Teil hin zum Klimaziel der CO2-Neutralität bis 2050 sein. Doch durch den Import von Rohstoffen für den Bau entstehen wiederum zahlreiche Tonnen Kohlenstoffdioxid. Man darf auch nicht vergessen, dass die verbauten Batterien keineswegs in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen sind und somit alles andere als eine äußerst nachhaltige Alternative zum Verbrennermotor darstellen. Hier bedarf es noch eine Menge an Forschung, bis man dies so behaupten könnte.   

Der Mangel an effektiven und wirklichen Alternativen ist noch zu groß, um den Wandel zu gestalten

Zum Abschluss möchte ich nochmal festhalten, dass die Abkehr vom Verbrennermotor logischerweise weniger Emissionen in die Umwelt freisetzen wird. Dennoch ist auch das E-Auto nicht völlig emissionsfrei. Die Gründe dafür habe ich oben bereits dargelegt. Und nur einmal so als Randnotiz: Dem Focus zufolge beträgt der Anteil an der weltweiten CO2-Belastung, der durch den Verkehr in Europa entsteht, gerade einmal 0,9%. Die großen Klimasünder sind nicht die Autofahrer auf unserem Kontinent, sondern vielmehr die Wirtschaftszweige in China und anderen asiatischen Ländern, die wir durch diese Entscheidung nur noch weiter anheizen.

Ich spreche mich nicht grundsätzlich gegen das Elektro-Auto aus, aber es ist auch nicht das Allheilmittel. Aus meiner Sicht gibt es momentan einfach zu wenig gute Alternativen zum Verbrennermotor und genau deshalb verstehe ich es überhaupt nicht, weshalb man sich von Seiten der Europäischen Union gegen eine Antriebsart ausspricht. Mobilität wird ein großes Zukunftsthema sein und in diesem nun solch eine Einschränkung vorzunehmen ohne genügend Rahmenbedingungen und Vorkehrungen, ist fahrlässig. Gleichzeitig mindert dieser Beschluss die Lebensqualität vor allem im ländlichen Raum in Europa, wie zum Beispiel in unserem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

Der einzig positive Punkt in dieser ganzen Sache ist, dass es 2026 eine Auswertung geben soll, in der festgehalten wird, ob der Plan, 2035 keine Neuwagen mit Verbrennermotor mehr zu zulassen, wirklich funktionieren kann. Spätestens dann muss die Erkenntnis eintreten, dass nicht genügend Vorkehrungen getroffen worden sind. Aber das würde viel zu spät erfolgen. Die Wirtschaft stellt sich nun auf den neuen Bauprozess ein, was anderes bleibt ihr auch nicht übrig. Sollte dann die Entscheidung der letzten Woche zurückgenommen beziehungsweise abgemildert werden, gerät unsere so starke Automobilwirtschaft wieder ins Hintertreffen. So oder so bleibt der Motor unseres Wohlstands in Europa größter Verlierer dieses Beschlusses und gerade heute brauchen wir eine starke Wirtschaft mehr denn je, um durch alle Krisen der heutigen Zeit gut zu kommen. Hoffen wir einfach das Beste!

Ihr Wolfgang Waldmüller

Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)