Den Fachkräftemangel zu bekämpfen, statt ihn zu bestaunen, wäre das Gebot der Stunde

Die größte wirtschaftliche Herausforderung in Mecklenburg-Vorpommern ist der Fachkräftemangel. Ministerpräsidentin Schwesig erklärte in diesem Kontext heute, die Fachkräfteausbildung, -gewinnung und -bindung seien zentrale Aufgaben für Unternehmen und den Staat. Hierzu bedürfte es geeigneter Rahmenbedingungen und die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, der Wirtschaft und Gewerkschaften zur Entwicklung einer Fachkräftestrategie. Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Breitbandausbau wurden in Schwesigs Erklärung ebenso genannt wie flexible Arbeitszeitmodelle und höhere Löhne. Hierzu erklärt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Wolfgang Waldmüller:

„Frau Schwesig beklagt den Fachkräftemangel – und tut alles dafür, ihn zu verschärfen. So wurde von Rot-Rot ohne Sinn und Verstand ein Vergabegesetz auf den Weg gebracht, das von Fachleuten wegen seiner unnötigen Komplexitätssteigerung, der Zunahme des bürokratischen Aufwandes und der fehlenden Praktikabilität gerügt wurde. Auch die Einführung eines neuen Feiertages auf Kosten der Wirtschaft wird nicht dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern. Gute Ideen der CDU-Fraktion indessen, etwa die kostenfreie Meisterausbildung, lehnt Rot-Rot ab. Ein Regionalbonus, der die heimische Wirtschaft bei EU-weiten Ausschreibungen strukturell bevorteilt hätte, wurde von Rot-Rot als nicht umsetzbar abgelehnt. Der Grund für die Ablehnung war wohl eher, dass die Idee von der CDU-Fraktion kam.

Auch das Thema Berufsausbildung, das für die Linderung des Fachkräftemangels essenziell ist, wird von Rot-Rot links liegen gelassen. Nicht einmal 20 Prozent der Azubis in Mecklenburg-Vorpommern haben Abitur, das ist weniger als die Hälfte des Bundesschnittes. Berufsfrühorientierungsprogramme wie die vom Bundesbildungsministerium geförderten Werkstatttage könnten das Image der Berufsausbildung aufpolieren helfen. Seit 2010 wurden mit Bundesförderung über ein Dutzend Bildungsträger in Mecklenburg-Vorpommern gefördert – unter anderem mit sogenannten Werkstatttagen. Das Programm existiert auf Bundesebene weiter. In Mecklenburg-Vorpommern bleibt es inzwischen weitgehend ungenutzt.

Oder die Praktikumsprämie für Schülerinnen und Schüler, die in den Ferien ein Betriebspraktikum machen. Ich habe es im Landtag gefordert, Wirtschaftsminister Meyer hat es abgelehnt, Bildungsministerin Oldenburg hat sich kürzlich eher wohlwollend über das Thema geäußert, Ministerpräsidentin Schwesig schweigt zum Thema und lobt sich selbst. So wird das nichts mit der Bekämpfung des Fachkräftemangels.

Dass die Landesregierung Vorschläge der CDU-Fraktion nur widerwillig und wenn, dann mit etwas zeitlichem Abstand umsetzt, ist das eine. Dass sie konsequent Vorschläge aus den eigenen Reihen ignoriert, ist das andere. Vor einem halben Jahr war die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) Andrea Nahles auf dem 19. Arbeitsmarktfrühstück der Regionaldirektion Nord der BA zu Gast. Dort unterbreitete sie Vorschläge zur Fachkräftesicherung. Andrea Nahles hat ein ganzes Bündel guter Vorschläge gemacht, bis hin zum Thema Automatisierung / KI, das die Landesregierung entgegen dem Rat sämtlicher Fachleute besonders konsequent ignoriert.

Bei der Beseitigung des Fachkräftemangels besteht kein Erkenntnisdefizit mehr, es besteht ein reines Umsetzungsdefizit. Jeder Tag, der vergeht, an dem die Staatskanzlei dies nicht erkennt, ist ein verlorener Tag für Mecklenburg-Vorpommern.“